Die lange Tradition der Apotheken in Bayern
In Bayern sind Apotheken seit jeher von großer Bedeutung. Zum einen befanden sich in den Alpen- und Voralpenregionen
zahlreiche Klöster, in denen Pflanzen und Heilmittel gesammelt und zu Heilzwecken ausprobiert wurden.
Zum anderen gab es die Höfe der Kurfürsten und Könige an denen ebenfalls fleißig experimentiert wurde und
sogenannte Naturalienkabinette oder Wunderkammern entstanden. Ob Mönche, Nonnen oder Hofgelehrte,
allesamt waren Forscher und Heiler in Personalunion. Die berühmteste Vertreterin von klösterlicher Seite
war sicherlich Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), die von Baden Württemberg auch häufig nach Bayern gekommen ist.
Um 1241 wurde vom Stauffenkaiser Friedrich II. die Medizinalordnung erlassen, die dafür sorgte, dass der Verkauf von Heil- und Arzneimitteln unter strenge Kontrolle gestellt wurde. Damit wurde die strikte Trennung von ärztlicher Behandlung und Medikamentenverkauf begründet, die bis heute gilt. Schon damals sollte gesichert werden, dass die Behandlung eines Patienten nicht von händlerischen Interessen beeinflusst wird. Andererseits wurde ebenfalls schon damals die Rezeptpflicht eingeführt. Apotheker wurden so unter die Kontrolle der Mediziner gebracht. Gleichzeitig unterstanden Apotheken der Genehmigungspflicht des Hofes.
Wie schwierig es war, unter diesen Voraussetzungen eine Apotheke zu eröffnen, kann man am Beispiel der Coburger Hof-Apotheke nachvollziehen. Sie ist eine der ältesten Apotheken Bayerns und noch heute in Betrieb. Dadurch blieb ihre Gründungsgeschichte erhalten. Zuerst durfte sie nicht eröffnet werden, weil es keinen Medicus (sprich Arzt) in Coburg gab. Als der gründungswillige Apotheker endlich den Zuzug eines Arztes bewirkt hatte, wollte ihm der Hofrat dennoch die Genehmigung verwehren. Erst eine persönliche Audienz beim Herzog machte dem Wirrwarr ein Ende und die Apotheke wurde 1543 eröffnet.
Mit der Gründung der Apotheken entwickelte sich auch ein neuer Berufsstand. Aus ehemaligen Kräuterhändlern und Druiden wurden Apotheker,
die bald zum wohlhabenden Patriziertum gehörten. Ihren Reichtum hatten sie nicht nur dem Verkauf von Heilkräutern zu verdanken.
In Apotheken wurde bis zum 19. Jahrhunderte noch viel mehr als Arznei verkauft. Zu den wichtigsten Apothekenwaren gehörten Getränke,
darunter auch die alkoholischen. Apotheken waren in früheren Zeiten auch beliebte Treffpunkte und Trinkstuben.
Der Reichtum der Apotheker schlug sich u.a. in Bau und Gestaltung ihrer Apotheken nieder.
Die Verkaufsräume prunkten nicht nur mit teuren und schön verzierten Schränken, oft waren sie auch die reinsten Museen.
Schließlich blieben die Apotheker bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch Wissenschaftler und umgaben sich gern mit
exotischen Trophäen wie ausgestopften Krokodilen, Tierskeletten oder anderen naturwissenschaftlichen Schätzen.
Neben dem Verkaufsraum gab es auch einen zweiten Raum, das Offizin, Hier nahm der Apotheker seine Experimente vor bzw.
praktizierte die verschiedenen Anwendungen an seinen Patienten.
Die älteste noch betriebene Apotheke Bayerns befindet sich in Passau. Sie wurde bereits 1384 gegründet und seitdem ununterbrochen betrieben. Seit geraumen 250 Jahren wird sie dabei von derselben Familie geführt. Auch wenn man kerngesund ist, ein Besuch der ehrenwerten barocken Räume lohnt sich allemal.
Im 16. Jahrhundert war das heutige Gebiet von Bayern für die Apothekengeschichte von führender Bedeutung. Her befanden sich nicht nur zahlreiche Apotheken, von hier gingen auch wichtige Impulse für die Apothekenzunft aus. So wurde 1546 in Nürnberg das erste offizielle Arzneibuch verfasst, die Pharmacopoe. Im Jahre 1555 wurde das Nürnberger Apothekengewicht eingeführt, das ca. 400 Jahre lang Gültigkeit hatte.
Im 19. Jahrhundert war der Apotheker einer der angesehensten Berufe. Doch nicht jeder, der von seinen Eltern in eine Apothekerlehre geschickt wurde, war darüber glücklich. Wie etwa der Maler Carl Spitzweg, der recht widerwillig in einer traditionsreichen Münchner Hofapotheke Lehrling war. Offenbar hat er dort aber genügend Muse gehabt, sich die Kunst des Farbenmischens anzueignen. Seine unverwechselbaren Farben machten ihn später zum berühmten Meister über Licht und Schatten.
München war auch die erste Heimat des Deutschen Apotheken-Museums, das 1937 von der Bayerischen Apothekenkammer eröffnet wurde. Aus Platzgründen musste es bald eine neue Bleibe finden und siedelte nach dem Krieg in die Universitätsstadt Heidelberg um.
Die Bayerische Apothekerkammer und der Landesverband der Apotheker sind bis heute engagierte Vereinigungen geblieben. So setzen engagieren sich insbesondere für die Medikamentenversorgung in Krisengebieten ein.
Linkempfehlungen zum Thema:
http://www.hofapo.com/historie.html
Hof-Apotheke Coburg
http://www.hofapotheke-passau.de/images/stories/bericht_pnp.pdf
Hof-Apotheke Passau
http://www.monumente-online.de/07/03/sonderthema/10_Kleine_Kulturgeschichte_Apotheken.php?seite=1
Kulturgeschichte der Apotheke
http://www.deutsches-apotheken-museum.de/
Deutsches Apothekenmuseum
http://www.hilfswerk-bayern.de/
Hilfswerk der Bayrischen Apotheker