Tödliche Völlerei
Die WHO schlägt Alarm. Wenn die Menschen so weiter essen wie bisher, wird falsche Ernährung zur
Hauptursache chronischer Krankheiten. Schon jetzt klettert die Zahl der Diabetiker Jahr um Jahr
in die Höhe und das Schlimmste - immer mehr davon sind Kinder.
Aber auch andere Erkrankungen werden durch die tägliche Nahrungsaufnahme "erworben". Damit Ernährung nicht zum langsamen Selbstmord wird, müsste jeder Einzelne viel mehr Verantwortung für seine Essgewohnheiten übernehmen, sagt auch das Bundesministerium für Gesundheit.
Nicht nur, dass viele Lebens- und vor allem Genussmittel ungesunde "Nebenwirkungen" verursachen, es wird auch einfach viel zu viel gegessen.
In vielen alten Kulturen herrschten Regeln zur Zurückhaltung oder zu bestimmten Tabus beim Essen. Religiöse Fastenbräuche schreiben gar das zeitweise Hungern vor. Der Sinn solcher Traditionen wird nun durch wissenschaftliche Forschung belegt:
Wer viel isst, stirbt früher.
Die ersten Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Kalorienzufuhr und Lebenserwartung wurden bereits 1915 an der Yale University gewonnen. Die Forscher setzten eine Gruppe von Ratten auf dauerhafte Diät. Die Versuchsgruppe lebte im Schnitt über 33 % länger als die normal fressenden Vergleichstiere.
Seitdem werden Folgeuntersuchungen durchgeführt, die nach den Ursachen dieses Effektes forschen. Als gesichert gilt, dass eine begrenzte Nahrungsaufnahme den Insulin-Spiegel im Körper niedrig hält. Insulin ist nicht nur für den Abbau von Kohlenhydraten verantwortlich, sondern beeinflusst als "multifunktionales" Hormon auch Alterungsprozesse und die Entstehung von Entzündungsherden. Der amerikanische Wissenschaftler Stephen Spindler konnte nachweisen, dass in Mäusen, die auf Diät gesetzt waren, wesentlich weniger Tumore wuchsen und selbt diese bildeten sich im Vergleich zur Normalgruppe erst spät und führte dies auf die Insulin-Theorie zurück.
Eine andere Theorie besagt, dass durch die Nahrungsaufnahme ständig sogenannte "Freie Radikale" in den Organismus gelangen, die sich schädigend auf Zell- und Gewebestrukturen auswirken. Wer weniger isst, schränkt auch das Wirkungsfeld dieser mikrosokopischen Störenfriede ein.
Fast überall auf der Welt werden Ratten, Mäuse, Fruchtfliegen und Würmer derzeit wissenschaftlichen Diät-Versuchen unterzogen. Neben der Insulin-Hypothese will man die Existenz von Altersverzögerungsgenen oder Verjüngungshormonen beweisen.
Als gesichert kann inzwischen eine relativ einfache Logik gelten: Verminderte Nahrungsaufnahme löst im Körper eine Art Umprogrammierung aus. Der Organismus erkennt den Zustand der Minimalversorgung und stoppt sämtliche Wachstumsprozesse. Die zugeführten Kohlenhydrate werden dann praktisch direkt in Energie umgesetzt. Das führt sogar dazu, dass mäßig versorgte Lebewesen sich eines erhöhten Energiepotentials erfreuen.
Allerdings werden nicht nur unerwünschte Zellwachstumsprozesse durch Hunger gehemmt. Auch die Fortpflanzungsorgane legt der Organismus zugunsten des aktuellen Überlebenskampfes lahm. Sie gewinnen ihre volle Funktionsfähigkeit aber zurück, sobald das notwendige Maß an Ernährung wieder erreicht wird.
Obwohl die Wissenschaftler bisher zögern, ihre Erkenntnisse auf den Menschen zu übertragen, scheinen sich doch einige Thesen bereits zu bewahrheiten.
So existiert in den USA eine Vereinigung von ca. 900 Menschen, die sich schon über einen langen
Zeitraum nach einem kalorienreduzierten Programm ernähren, der
"Calorie Restriciton with Optimal Nutrition".
Untersuchungen an Teilnehmern dieser Kalorienreduktionsgesellschaft ergaben bei allen Probanden optimale Gesundheitswerte,
zu denen u.a. gemäßigter Blutdruck, wenig Körperfett und niedrige Körpertemperatur gehören.
Nach eigener Aussage stellen CRONies bei sich selbst nicht nur eine höhere körperliche Vitalität fest,
auch geistige Altersprozesse wie Gedächtnisverlust und Konzentrationsschwäche bleiben nach den eigenen Angaben länger aus.
Ob die "CRONies" tatsächlich alle ein biblisches Alter erreichen werden, ist noch dahin gestellt.
Was Forscher aber schon jetzt wissen, ist, dass es mit dem Kalorienzählen allein nicht getan ist. Maßgeblich für den Effekt der Lebensverlängerung ist natürlich die Zusammensetzung der Diät-Kost. So wurde bei allen bisherigen Experimenten darauf geachtet, dass die Versuchstiere bei geringer Kalorienmenge mit dem Grundbedarf an Mineralien, Vitaminen etc. versorgt waren.
Maßvolles Essen und zeitlich begrenztes Fasten hat deshalb absolut nichts mit der chronischen Unterernährung unter dem Dogma des Schlankheitswahns zu tun, in dem sich letztendlich nur eine andere Form der Maßlosigkeit äußert.
Den überzeugendsten Beweis, dass reduziertes Essen auf gesunder Basis das Leben des Menschen verlängern kann,
finden Wissenschaftler auf der japanischen Insel Okinawa. Sie hält den weltweiten Rekord am
Bevölkerungsanteil von Hundertjährigen. Die Inselbewohner genießen eine besonders gesunde und fettarme Küche,
ähnlich wie sie in Japan üblich ist. Nur gibt es zu den Gerichten aus Reis, Obst, Gemüse und
Fisch noch dreimal so viel Meeresalgen. Doch das ist noch nicht alles. Auf Okinawa hält man sich auch an die konfuzianische Weisheit,
dass achtzig Prozent dessen, was man theoretisch essen könnte, schon genug sind.
Wer sich immer satt isst, weiß man auf Okinawa schon seit langer Zeit, hat kaum eine Chance, die Hundert zu überschreiten.
Es scheint jedenfalls, als hüteten die Inselbewohner das ganze Geheimnis der gesunden Lebensweise.
Denn auch ihre Fruchtbarkeit nahm offenbar keinen Schaden durch Mäßigung.
Neben ihrer Zahl an Lebensjahren sind die ältesten Menschen der Welt reich an Nachkommen mehrerer Generationen.
Auch wenn Sie nicht auf Okinawa wohnen, lohnt es sich, die Ernährungsweise umzustellen. Den bisherigen Altersrekord weltweit erreichte schließlich eine Dame in Frankreich, die mit stolzen 122 Jahren sanft entschlummerte. Auch Jeanne Calment hat sich nach eigenen Angaben maßvoll und vor allem mit sehr viel Gemüse, Olivenöl und Knoblauch ernährt.
Eine Umstellung von heute auf morgen gelingt selten. Lesen Sie in unserem Mahlzeiten-Training, wie Sie Ihre Essgewohnheiten Schritt für Schritt verändern können.
Linkempfehlungen:
Beitrag zum Thema im Hamburger Abendblatt
http://www.abendblatt.de/daten/
Mehrere Diätversuche an Tieren
http://science.orf.at/science/news/148017
Calorie Restriction - Seite mit mehreren Videos über CRONies.
http://www.calorierestriction.org/
Altwerden in Okinawa
http://www.geo.de/GEO/kultur/
Gesund Kochen
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